Plönnigs, Monique: Pagenberg Concept Store

„Unternehmensnachfolge ist auch weiblich.“

Unternehmensnachfolge ist auch weiblich, das beweist Monique Plönnigs. Die Modedesignerin übernimmt das tradierte Modegeschäft Pagenberg in Heepen, das bereits seit 1906 mitten im Ortskern in Familienhand ist.

Die 41-Jährige eröffnet unter dem Motto „Schöne Dinge von hier und anderswo“ einen Concept Store, der neben Mode auch nachhaltige Produkte aus der Region anbietet. Dazu gehören Seifen aus Herford, handgefertigte Kerzen aus Bielefeld oder Tagesdecken aus dem Münsterland, die klimaneutral produziert und vertrieben werden. Beauty-Produkte ohne Tierversuche sind geplant. Die junge Unternehmerin hat viele Ideen, will Veranstaltungen und Aktionen mit Kooperationspartner*innen im Laden durchführen,

Ihr ist es wichtig, sich an den Bedürfnissen der Stammkunden zu orientieren und das Sortiment allmählich auf nachhaltige Produkte umzustellen. Ihr Ziel ist es, den ersten nachhaltigen Konzeptstore in Bielefeld aufzubauen. Außerdem plant sie ihr eigenes nachhaltiges Modelabel zu entwickeln. Erst will sie ihre Kundinnen kennenlernen, um sich dann gezielt zu spezialisieren.

Die gebürtige Berlinerin kennt die Höhen und Tiefen der Modebranche von Grund auf. Sie studierte in Berlin und London Modedesign, begann ihre Karriere als Designassistentin bei Escada, wechselte als Junior Designerin zu Strenesse Blue in München und kam 2009 zur Holy Fashion Group nach Bielefeld. Sie war fast sechs Jahre lang erst als Designspezialistin dann als stellvertretende Headdesignerin für Joop tätig, bis der Standort geschlossen wurde. Anschließend wechselte sie als Designerin zur Union Kopf GmbH bis auch dieses Unternehmen seine Produktion in Bielefeld zum Jahresende 2017 einstellte. Als Seniordesignerin war die mittlerweile zweifache Mutter in Teilzeit bis 2020 bei GERRY WEBER für Kollektionen verantwortlich. Als auch hier die Situation schwierig wurde, entschied Sie sich zu einem Neustart in die Selbständigkeit.

Sie nutzte regionale Angebote wie die Gründerinnenakademie und die Nachfolgeberatung der Industrie- und Handelskammer, um ihre Selbständigkeit vorzubereiten. Einige Experten haben ihr von der Übernahme abgeraten, weil Lage und Branche als schwierig gelten. Auch wenn sie die Risiken kennt, ist sie sicher, dass es sich lohnt, den Ortskern in Heepen mit einem neuen Konzept zu stärken. Sie ist sich ihrer Kompetenzen, ihrer Branchenkenntnis und Kontakte sicher. Außerdem hat sie das vorhandene Personal übernommen, ein kompetentes Team mit routinierten Betriebsabläufen, was ihr den Einstieg erleichtert.

Bei aller Liebe zur Mode und zum Design, ist ihr klar geworden, dass die Modebranche in Richtung Nachhaltigkeit neue Wege gehen muss.  2020 hat sie im Selbstexperiment ihren Fashion Konsum reflektiert und ein Jahr lang kein neues Kleidungsstück gekauft. „Das war kein leichter Entwöhnungsprozess, aber es hat auch Spaß gemacht und ich bin stolz, dass ich das Jahr geschafft habe.“ Jetzt will sie ihre Erkenntnisse und Werte im eigenen Laden umsetzen.  „Nachhaltigkeit soll meine Basis werden. Jemand, der zu mir kommt, findet bei mir coole Sachen, die gleichzeitig nachhaltig sind und braucht sich darüber keine Gedanken zu machen.“ Sie ist überzeugt, dass die Branche im Wandel ist und sie gute Chancen hat, ihr Thema umzusetzen, auch wenn es schwer wird. „Marco Polo, will bis 2023 komplett nachhaltige Produkte anbieten, Gerry Weber arbeitet an einem zirkulären System. Außerdem kenne ich viele nachhaltige Designerinnen in ganz Deutschland.“

Ihre wichtigsten Learnings, die sie gerne an motivierte Gründerinnen weitergeben möchte, lauten: Vernetzung, Finanzen und mentale Stärke. „Vernetzt euch! Ich habe Netzwerke völlig unterschätzt. Die Gründerinnenakademie und das daraus entstandene Netzwerk waren für mich das Gewinnbringendste überhaupt.“

Sie rät, die finanzielle Seite sehr ernst zu nehmen, externe Unterstützung in Anspruch zu nehmen, aber auch selbst kompetent zu werden und in die Verantwortung zu gehen. Dazu gehört es auch, Worst-Case Szenarien durchzuspielen, aber dabei positiv zu bleiben.
„Wichtig ist außerdem ein Partner, der seinen Part der Familienarbeit übernimmt und zu euch steht. Und stärkt euch mental, baut Ruhe ein und glaubt an euch selbst. Wenn ihr das nicht selbst tut, macht es kein niemand.“

Monique Plönnigs wünscht sich, dass Frauen, die ein Unternehmen übernehmen wollen, besser unterstützt werden. Ein Leitfaden und kompetenter, leicht zugänglicher Support würden mehr Frauen ermutigen, sich eine Übernahme zuzutrauen, davon ist sie überzeugt.