„Tue Gutes und rede darüber“
Agnieszka Salek ist seit dem 01.10.2020 Leiterin der Gleichstellungsstelle der Stadt Bielefeld. Die Gleichstellungsstelle will die Chancen und Lebensperspektiven von Frauen und Mädchen verbessern und strukturelle Benachteiligungen abbauen sowohl innerhalb der Stadtverwaltung als auch in der Stadtgesellschaft.
Die Themen Integration und Gleichstellung bestimmen die gesamte berufliche Biografie von Agnieszka Salek. Im Alter von 21 Jahren kam Agnieszka Salek als gebürtige Polin zum Studium der Germanistik und Erziehungswissenschaften nach Deutschland. Bereits als Studentin hat sie sich im Kompetenzzentrum Chancengleichheit, Technik, Diversity in Bielefeld mit dem Thema Mädchenförderung auseinandergesetzt. Auf der Basis ihrer Magisterarbeit über eine Implementierung des Projektes Girls´ Day – Mädchenzukunftstag in Polen, wurde der Girls Day nach Polen transferiert.
Ihren beruflichen Einstieg hatte sie bei der Stiftung Mercator Stiftung in Essen, wo sie mehrere Jahre als Projektmanagerin gearbeitet hat. Die Stiftung Mercator setzt sich u.a. für Bildung und Chancengleichheit von Kindern und Jugendlichen ein und unterstützt die Verständigung und den Austausch zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturen. Anschließend wechselte sie zum Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL, zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin, dann als Leiterin. Das Kompetenzzentrum zielt darauf, die beruflichen Chancen von Frauen und die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen in OstWestfalenLippe nachhaltig zu fördern. Nach vier Jahren wechselte sie zur Kreisverwaltung Gütersloh und übernahm dort die Leitung des Kommunalen Integrationszentrums. Mit einem 12-köpfigen Team setzte sie sich für die Verbesserung der Teilhabe und Chancengleichheit von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte ein. 2020 kehrte die heute 44-jährige als Leiterin der Gleichstellungsstelle zurück nach Bielefeld.
Für die Mutter von zwei Söhnen ist ihr neues Arbeitsfeld eine Herzensangelegenheit. Auch wenn die Situation von Frauen und Mädchen sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert hat, kann von Gleichstellung der Geschlechter keine Rede sein, beschreibt sie die Anforderungen. So ist der Anteil erwerbstätiger Frauen stark gestiegen, aber sehr viele Frauen arbeiten in Teilzeit oder geringfügiger Beschäftigung. Die schulische Qualifizierung von jungen Mädchen ist deutlich besser geworden und die Mädchen und junge Frauen sind sehr selbstbewusst und haben hohe Ansprüche an die eigene Lebensplanung. Dennoch wählt die Mehrheit einen typisch weiblichen und damit schlechter bezahlten Job. Die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung und die damit für Frauen verbundenen Implikationen bestehen nach wie vor: Zuständigkeit für Haus- und Sorgearbeit, Teilzeit und geringfügige Beschäftigung, damit verbundene finanzielle Abhängigkeit bei hohen Scheidungsraten und der Gefahr der Altersarmut. Sie ist der Überzeugung, dass die Politik mit dem Ehegattensplitting falsche Anreize setzt und entscheidend dazu beiträgt, Frauen in den tradierten Rollen, die ein eigenständiges existenzsicherndes Einkommen verhindern, zu halten.
Für Agnieszka persönlich ist das Thema Diskriminierung und Gewalt an Frauen und Mädchen besonders wichtig. Sie wird an die Arbeit ihrer Vorgängerin Ilse Buddemeier zum Schutz vor Gewalt an Frauen und Hilfe für die Opfer anknüpfen, den Bereich weiter ausbauen. Seit 2018 wurde die Antidiskriminierungsarbeit um den Bereich LSBTIQ* (Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans*, Inter* und queeren Menschen) erweitert.
Die Ansiedlung der Gleichstellungsstelle als Stabstelle an das Büro des Oberbürgermeisters erhöht die Einflussmöglichkeiten innerhalb und außerhalb der Stadtverwaltung.
Mit ihren fünf Kolleginnen arbeitet sie innerhalb der Stadtverwaltung mit den unterschiedlichen Fachressorts zusammen, um die Planungen und Leistungen der Stadt Bielefeld im Sinne der Bürgerinnen zu verbessern. Das betrifft zum Beispiel die Berücksichtigung der Sicherheitsbedürfnisse von Frauen im Bereich der Stadtplanung genauso die spezifischen Lebensbedürfnisse z.B. von Müttern im Bereich kommunaler Mobilität. Auch die Förderung der Frauenbeschäftigung im Unternehmen Stadtverwaltung mit ca. 6.000 Mitarbeitenden gehört zu ihren Aufgaben. So ist die Gleichstellungsstelle an den Personalauswahlverfahren, um zu garantieren, dass bei gleicher Eignung und Leistung Bewerberinnen angemessen berücksichtigt werden. Nach außen bietet die Gleichstellungstelle Beratungsleistungen für Bürgerinnen in Feldern wie berufliche Orientierung, Trennung, Scheidung oder häusliche Gewalt.
Agnieszka Salek ist überzeugt, dass Voraussetzung für die erfolgreiche Gleichstellungsarbeit die Kooperation mit örtlichen Netzwerken, Expertinnen und Akteurinnen ist. Entsprechend wichtig ist es ihr, Angebote und Initiativen zu vernetzen, Transparenz zu schaffen und deren Arbeit zu unterstützen. So kooperiert die Gleichstellungsstelle mit vielen unterschiedlichen Partner*innen, u.a. mit der WEGE mbH und dem Kompetenzzentrum Frau und Beruf im Bereich der Aufstiegs- und Karriereförderung von Frauen.
Neben der inhaltlichen Arbeit sowie der Netzwerkarbeit sieht sie sieht es als ihre Aufgabe an, die Öffentlichkeitsarbeit der Gleichstellungsstelle zu verstärken. Dazu hat sie ein Newsletter-Format entwickelt und verstärkt die Social Media-Präsenz. „Tue Gutes und rede darüber! Erst wenn wir unsere Themen und Lösungsansätze in der Öffentlichkeit präsent halten, die Transparenz über die Angebote erhöhen und gute Praxisbeispiele zeigen, können wir erfolgreich Politik im Sinne der Frauen betreiben.“