Scholl, Diana: Bundesverband Mittelständische Wirtschaft Unternehmerverband Deutschland e.V. BVMW Berlin

Vieles ist möglich, wenn die Chancen gerecht verteilt sind.

Portrait

Diana Scholl hat bereits während ihres volkswirtschaftlichen Studiums den Fokus eher auf politische Kommunikation als auf politische Wissenschaft gelegt. Über ein Praktikum beim Bundeswirtschaftsministerium und die Arbeit in einer Agentur zur Politikberatung ist die Volkswirtin 2015 als Trainee für die Abteilung Volkswirtschaft zum BVMW gekommen und stieg schnell zur Leiterin politische Kommunikation auf. Seit 2020 ist sie Leiterin politische Netzwerke und Strategie, stellvertretende Leiterin Volkswirtschaft und verantwortlich für die Mittelstandsallianz, die mit mehr als 30 Partnerverbänden die Interessen von über 900.000 Unternehmerstimmen vertritt.

Sie kennt die Herausforderungen für die mittelständischen Betriebe und versteht sich als Brückenbauerin zwischen Mittelstand und Politik. Politische Vernetzung und Kommunikation der Strategien des Verbands für den Mittelstand nach außen, das sind die wichtigen Themen der kommunikationsstarken 33-jährigen.

Unter der Leitung von Diana Scholl hat sich der BVMW das Ziel gesetzt, von Frauen geführte Unternehmen zu fördern, sie zu vernetzen, einen intensiven Austausch zu ermöglichen und eine größere Plattform für möglich Kooperationen zu schaffen und die Initiative „Starke Frauen – starker Mittelstand“ ins Leben gerufen.

Diana Scholl im Gespräch mit Vera Wiehe über Karrierepläne, Netzwerke und Frauen im Mittelstand

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine Mittelstandsinitiative für Frauen auf den Weg zu bringen?

Wir haben die Initiative „Starke Frauen – starker Mittelstand“ ins Leben gerufen, angelehnt an die Initiative des Bundeswirtschaftsministeriums „Starke Frauen – Starke Wirtschaft“. Uns ist es wichtig nicht nur berühmte Leuchttürme aufzuzeigen, sondern die Vielfalt der Unternehmerinnen zu präsentieren und zu beweisen, dass ein starker Mittelstand auch weiblich ist. Wir sind im Januar 2020 gestartet und haben eine eigene Homepage eingerichtet. Wir porträtieren Unternehmerinnen und weibliche Führungskräfte und zeigen auf, was sie als Unternehmerin oder Führungskraft auszeichnet.
https://www.bvmw.de/sektionen/frauen-im-mittelstand/

Die Rückmeldungen dazu sind so positiv, dass wir die Initiative um Vernetzungsangebote ergänzen werden. Wir konnten damit im Verband das Bewusstsein für die Repräsentanz von Frauen im Mittelstand schärfen und achten in unserer Außendarstellung vermehrt auf Diversität. Es ist sehr schön zu beobachten, dass unsere Initiative insgesamt die Sensibilität im Verband beeinflusst.

Wurde Ihre berufliche Karriere durch Ihr Geschlecht beeinflusst?

Das kann ich so nicht sagen. Ich bin eher der Typ, der die Türen aufschließt, wenn sie verschlossen sind. Meine Chefs haben mich unterstützt und mir große Freiheiten zur beruflichen Entwicklung gelassen. Das hat mich sehr bestärkt und gefördert.

Es gab mit Sicherheit Steine im Weg, aber meine Devise ist „baue was Gutes daraus“. Es gab die eine oder andere Situation, in der ich ein bisschen deutlicher zeigen musste, wo ich als Frau und auch als Mutter oder werdende Mutter stehe, aber bis lang hat sich alles gut ergeben. Sehr wichtig für meine Karriere ist sicherlich, dass mein Mann und ich als gutes Team alle häuslichen und sorgenden Aufgaben partnerschaftlich teilen.

Mir war schon immer bewusst, dass ich gestalten will, Einfluss nehmen und irgendwann Chefin sein möchte. Mein Vater, der selbst Geschäftsführer war, hat mich sehr darin bestärkt.  Ich bin ein Typ, der ein Nein nicht akzeptiert. Und ich bin ein präsentativer Mensch und zeige gerne, was ich kann.

Sie haben ein großes Faible für das Netzwerken?

Ich bin ein sehr lösungsorientierter und pragmatischer Mensch und versuche um die Ecke zu denken, wenn jemand ein Problem hat oder irgendwo Schwierigkeiten auftreten.  Ich versuche dann konkrete Lösungen zu finden, mögliche Unterstützer einzubinden und Menschen miteinander zu verbinden. Wenn man als kommunikativer Mensch auf Events agiert, den Verband und den Mittelstand nach außen präsentiert, dann ergibt sich vieles und irgendwann kennt man sich. Auch die sozialen Medien helfen mir sehr dabei, mich und meine Arbeit nach außen zu zeigen. Offenheit ist sehr wichtig in meinem Arbeitsfeld, und hilft dabei, in entsprechenden Situationen auf die jeweils wichtigen Menschen zuzugehen.

Ich bin in diversen Netzwerken aktiv, auf Plattformen und Foren gelistet.  Als Verbandsvertreterin achte ich darauf, wo eine Beteiligung wichtig ist. Der BVMW hat mit der Mittelstandsallianz ja auch sein eigenes Netzwerk erschaffen, in der wir die Wirtschaftsverbände aus den Städten vereinen.

Netzwerken gehört dazu und ich nutze das einfach gerne. Es ist ein sehr schönes Gefühl, wenn jemand ein Problem hat und ich weiß, dass ich helfen kann und sich diese Hilfe auch bezahlt macht.

Haben Sie ein Lebensmotto?

Als Einsteigerin hatte ich das Prinzip „Setz dich mit an den Tisch“. Mittlerweile denke ich: „Baue dein eigenes Haus“.

Wo sind sie in fünf Jahren?

In fünf Jahren möchte ich eine Stufe weiter sein. Ich strebe irgendwann eine Geschäftsführung an. Mein Ziel ist es, wirklich eine Führungsrolle zu übernehmen, in der ich mehr Verantwortung tragen kann.  Ich finde es sehr schön, junge Menschen zu entwickeln. Im Moment liebe ich meine Arbeit und es läuft sehr gut, mal sehen, wo das Ganze noch hinführen wird.

Was sind sie für ein Führungstyp?

Ich würde mich als motivierende Fördererin bezeichnen. Es ist wichtig, die Kompetenzen der Mitarbeitenden zu kennen und Verantwortlichkeiten zu übertragen. Außerdem gehören Empathie, Eigenständigkeit, offener und respektvoller Umgang dazu. Ich frage oft nach Feedback in meinem Team. Es geht in dem Sinne nicht ums Führen, sondern eher ums Begleiten.

Wie gehen Sie mit Misserfolgen oder Schwierigkeiten um?

Mein Motto lautet: Misserfolge gibt es nicht, solange der Weg bis dahin schön war. Man startet ja nicht etwas, weil man weiß, dass es scheitert. Sondern man nimmt sich ein Projekt vor, man hat eine Idee und man verfolgt diese. Daran ist meistens nie alles schlecht und es kann zu wichtigen Einsichten führen. Vor einiger Zeit habe ich ein wichtiges Projekt abgegeben, weil ich es einfach nicht auch noch unter den Hut bekommen habe. Es gibt Situationen, in denen man sich eingestehen muss, dass man Dinge loslassen oder abgeben muss. Ich würde dann eher von Stoppschildern als von Misserfolgen sprechen.

 Wie stehen Sie zur Debatte um die Frauenquote in Unternehmen?

Ich habe mich lange Zeit dagegen gesträubt, weil ich durch Kompetenz und Können mein Ziel erreichen will. Ich glaube, je jünger die Frauen sind, umso weniger sind sie für die Quote. Je älter Frauen sind, desto mehr sind sie dafür, oder?

Es ist ein Problem, das es kaum objektive Kriterien für die Auswahl der „besseren oder besten Person“ gibt. Männer neigen dazu, sich mehr zuzutrauen oder besser darzustellen. Frauen bewerben sich auf einen Job, wenn sie zu 100 % auf die Ausschreibung passen, Männer bewerben sich auch, wenn sie nicht alle Kriterien erfüllen.

Sehr wichtig für jungen Frauen sind weibliche Vorbilder. Ich bin zum Beispiel die erste Frau, die beim Verband in einer Führungsrolle Mutter geworden ist. Das war nicht immer einfach, aber dadurch konnte ich beweisen, dass es geht. Ich versuche Teammeetings nicht nach 16 Uhr zu legen, weil ich dann meine Tochter von der Kita abhole. Wir wissen doch mittlerweile, dass Produktivität nicht von der Anwesenheit bis 19.00 Uhr im Büro abhängig ist.

Ich erlebe, dass vieles in Veränderung ist. Junge Väter setzen sich für Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein. Männer ärgern sich, dass sie nicht gefragt werden, wie sie Kind und Karriere unter einen Hut bekommen. Diverse Teams gelten als erfolgreicher als homogene. Vieles ist möglich, wenn die Chancen gerecht verteilt sind. Ich möchte einfach die Chancengleichheit.

Was sind Ihre Tipps für karriereorientierte Frauen?

Schaut euch an, was ihr wollt, schaut euch andere Personen an, die schon in dem Bereich tätig sind und scheut euch nicht, diese anzusprechen. Nehmt Netzwerke ernst und wichtig. Es gibt sehr viele unterstützende Formate von Mentoring bis hin zu den sozialen Netzwerken, es gibt so viele gute Veranstaltungen etc., man muss sie nur nutzen.