Thenhaus, Vera: Die Dentalberaterin

Nɪᴄʜᴛ ᴡᴇɪʟ ᴇs sᴄʜᴡᴇʀ ɪsᴛ, ᴡᴀɢᴇɴ ᴡɪʀ ᴇs ɴɪᴄʜᴛ, sᴏɴᴅᴇʀɴ ᴡᴇɪʟ ᴡɪʀ ᴇs ɴɪᴄʜᴛ ᴡᴀɢᴇɴ, ɪsᴛ ᴇs sᴄʜᴡᴇʀ. – Lᴜᴄɪᴜs Aɴɴᴇᴜs Sᴇɴɴᴇᴋᴀ

Vera Thenhaus ist freiberufliche Trainerin, Referentin, Coach, Beraterin und Autorin in der Medizin und Zahnmedizin. Seit mehr als 18 Jahren begleitet und fördert Vera Thenhaus zahnmedizinische Praxen, Arztpraxen und Dentallabore in den Bereichen Personal- und Organisationsentwicklung.

Als ausgebildete Zahntechnikerin, ehemalige Inhaberin eines Dentallabors, studierte Betriebswirtin folgt Vera Thenhaus seit vielen Jahren ihrer Berufung, Teams in Praxen und Laboren auf ihrem Weg in ihren Erfolg zu begleiten.

Als Praxistrainerin bietet Vera Thenhaus individuelle Erfolgstrainings und Strukturoptimierungen für Praxis und Labor. Zu ihren Schwerpunkten gehören Führungskräfteentwicklung, Prozessmanagement, Qualitätsmanagement, Teammanagement vom Recruiting bis zum optimalen Einsatz am Arbeitsplatz, Weiterbildungskonzepte, Mitarbeitermotivation, betriebliches Gesundheitsmanagement. Als Lead-Auditorin (ISO 9001:2008) unterstützt sie bei der Auswahl des richtigen Qualitätsmanagement-Systems und bei der Vorbereitung zur ISO-Zertifizierung.

Das vergangene Jahr hat sie genutzt, um ein Qualitätsmanagementsystem entsprechend der DIN ISO 13485 für die Zahntechnik zu schreiben.

Vera Thenhaus ist zertifizierte Beraterin im Rahmen unterschiedlicher Beratungsförderungsprogramme, wie z.B. Potenzialberatung NRW, UnternehmensWert Mensch“ und ist zudem tätig für das Bundesministerium für Arbeit und Soziales als Prozessbegleiterin des INQA – Audits (Initiative Neue Qualität der Arbeit) „zukunftsfähige Unternehmenskultur“.

Vera Thenhaus im Gespräch mit Vera Wiehe über erfolgreiches Unternehmertum und Karrierechancen für Frauen

Wie hat sich ihre Karriere entwickelt?

Mein Vater war bereits seit den fünfziger Jahren Inhaber eines Dentallabors gemeinsam mit einem Kollegen. Dort habe ich meine Ausbildung zur Zahntechnikerin absolviert. Im Alter von 20 Jahren habe ich mich mit einem eigenen zahntechnischen Labor selbstständig gemacht. Ursprünglich wollte ich Zahnärztin werden und hatte auch einen Studienplatz, den habe ich aber wegen meiner Selbständigkeit nicht angetreten habe. Stattdessen studierte ich Betriebswirtschaft, um meine Selbständigkeit zu professionalisieren und mein betriebswirtschaftliches Wissen zu optimieren.  Mein Labor führte ich 20 Jahre, anfangs mit einem Kollegen, dann allein. Mit der Zeit reichte mir die handwerkliche Tätigkeit in der Zahntechnik nicht mehr aus, da ich meine beruflichen Stärken in anderen Bereichen sah.  Gedanklich wollte ich die Branche ganz verlassen, um Menschen auf ihrem Lebensweg zu begleiten und habe mein Dentallabor verkauft.  Zeitgleich absolvierte ich eine Coaching- und Trainerausbildung, um mich in Richtung Prozessoptimierung und Changemanagement weiterzuentwickeln.

Der Mikrokosmos Zahnmedizin hat mich trotz allem nicht losgelassen. Meine größte Stärke lag immer in der Kommunikation und in der Zusammenarbeit mit Menschen. So begann ich diese in der Patientenkommunikation auszubauen, da die Beratung gerade in den Zahnarztpraxen immer zu kurz kommt.

„Professionelle Patientenberatung“ hat mein Labornachfolger durch mich seinem Klientel angeboten, da sich gerade Zahnärzte in der Patientenberatung mit einher gehender Kostenaufklärung oftmals schwertun.

Ein Patient kann manchmal nicht nachvollziehen, welche Lösung für ihn die Beste ist, da er das Fachvokabular der Zahnmedizin nicht verstehen kann. So kam es, dass ich in sehr vielen Zahnarztpraxen und auch Dentallaboren als Patientenberaterin tätig war, um sehr erfolgreich Beratungsgespräche in Bezug auf den anstehenden Zahnersatz durchzuführen. Da aber zunehmend meine Zeitkapazitäten nicht ausreichten, allen Praxen bzw. allen Patienten ausreichend Zeit zu widmen, um ihre Patienten individuell und umfassend zu beraten, begann ich Praxismitarbeiter im Thema Patientenberatung und Kommunikation auszubilden.

Zudem hat mich dann die Prozessoptimierung und das Changemanagement nicht losgelassen, so dass ich mein Wissen in diesen Themen auch während dessen optimiert habe. Ganz frisch habe ich in diesem Jahr eine Ausbildung zur Profildiagnostikerin absolvieren dürfen.

Mittlerweile bin ich Coach für Zahnarztpraxen und Dentallabore mit Schwerpunkten in den Bereichen Personal- und Organisationsentwicklung, Führungskräfteentwicklung, Prozessmanagement und Kommunikation.

Was macht ihr Angebot so erfolgreich?

Gute Frage! Danke dafür. Ich bin überzeugt, dass meine umfassenden Erfahrungen im Mikrokosmos Dental die Voraussetzung für meinen Erfolg sind. Das zahnmedizinische Handwerk, die Zahnarztpraxen sind seit vielen Jahren mein zuhause, dort bewege ich mich gern und kenne mich gut aus. Diese Menschen unterstütze und begleite ich sehr gern in ihren Prozessentwicklungen und deren täglichen Herausforderungen.

Zudem nutze ich für meine Coachings gern die Fördermaßnahmen der Europäischen Union, der Bundesregierung und der Bundesländer, die meine durchzuführenden Beratungen, sei es „UnternehmensWert Mensch, die Beratungsförderung „Unternehmerisches Know How“ der Bafa oder auch das INQA-Audit des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales“ für kleine und mittelständische Unternehmen, fördern.

Wirtschaftlichkeit und Führungskompetenz werden derzeit weder in der Zahnmedizin noch in der Meisterschule der Zahntechniker erlernt. Strukturkonzepte werden nach bestem Wissen und Gewissen aus der Schule des Lebens adaptiert und umgesetzt. Die Realität zeigt sich oft anders: Zahnmediziner und auch Zahntechniker beginnen ihre Selbständigkeit mit einem wirklich großem Invest im 6-stelligen Bereich und Handeln aus dem Bauch heraus.

Ich sehe mich als Mittlerin in unterschiedlichen Prozessen. Meiner Berufung folgend, unterstütze ich Praxisinhaber und Laborinhaber ab der Stelle, an der sie sich gerade befinden und begleite diese dann, solange der Prozess es verlangt und der Kunde eine Zusammenarbeit wünscht.

Gemeinsam erarbeite ich mit den Inhabern im Coachingprozess deren Ziele und Bedürfnisse. Diese definieren ihre aktuelle Ist-Situation und erstellen Ihre Pläne und Visionen für den nächsten Step. Die selbst kreierte Komfortzone zu verlassen und den Schritt zu wagen auf eine höhere, vielleicht auch einfachere Ebene, ist immens anstrengend. Für die Inhaber selbst und nochmal mehr für das Team, das Gewohnheiten liebt: „Wir machen das schon immer so“!

Prozessveränderungen benötigen Zeit, Menschen und Mut. Gewöhnlichkeit kann Jeder. Manchmal dauert es Jahre, um all das zu erreichen, was für die Praxis oder was für das Labor bestimmt ist.

Gern unterstütze ich unter anderem meine Praxen und Labore bei der ab 26. Mai diesen Jahres gültigen EU-Medizinprodukteverordnung MDR (medical device regulation) in deren Umsetzung. Chargenrückverfolgbarkeit aller im Medizinprodukt verbleibender Materialien und das dazu gehörige Risikomanagement gehören dazu. Alles Wissenswerte zu den entsprechenden Veränderungen der MDR durfte ich in den letzten Monaten mehr als über 2000 Herstellern von Medizinprodukten sowohl in Seminaren als auch in Webinaren erfolgreich vermitteln, u.a. schulte ich auch mehr als 200 Mitarbeiter eines der weltweit führenden Zulieferers der Dentalbranche.

Als Qualitätsmanagement-Expertin habe ich im letzten Jahr eine Qualitätsmanagement-Software für die Zahntechnik gemäß der IS0 13485 federführend geschrieben.

Neue Kunden erreichen mich in der Regel über die Empfehlungen zufriedener Bestandskunden.

Die Vereinbarkeit von Unternehmen und Familie, wie geht das?

Ich stamme aus einer Unternehmerfamilie: meine Mutter war Steuerberaterin mit einer eigenen Kanzlei, mein Vater Inhaber des zahntechnischen Labors. So war mir diese arbeitsreiche Lebensweise seit frühester Kindheit bekannt. Selbständigkeit und Unabhängigkeit gehörte schon früh zu meinen Lebenszielen.

Meine beiden Söhne sind mittlerweile erwachsen und gehen ihre eigenen Wege. Als Alleinerziehende war die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine sehr große Herausforderung. Für die Betreuung meiner Kinder war immer liebevoll gesorgt. Das Leben als Unternehmerin mit kleinen Kindern bedeutet ein Vabanquespiel, es bleibt das schlechte Gewissen der Mutter. Rückblickend war es für mich und auch für meine beiden Söhne genau richtig, diese Vereinbarkeit von Familie und Karriere so gewählt zu haben.

Wie sind ihre weiteren beruflichen Pläne?

Momentan genieße ich meiner Berufung nachzukommen mit großer Lebensfreude, so dass ich gern dieser weiterhin folgen werde, solange ich Spaß und Freude daran habe. Ich bin sehr mit Stolz und Lebensfreude erfüllt auf das, was ich erschaffen durfte. Mittlerweile gibt es ein kleines, feines, partnerschaftliches Klientel in der gemeinsamen Zusammenarbeit.  Mein Ziel ist es, in ein paar Jahren eine kleine Coachingakademie aufzubauen, mein Wissen weiter zu geben und Coachees auf ihrem Karriereweg zu unterstützen.

Wie definieren Sie Erfolge und Misserfolge?

Erfolgreich fühle ich mich, wenn ich Menschen auf ihrem Wege etwas mitgeben kann, wenn ich dazu beitragen kann, dass sie eine neue Richtung einschlagen und mit diesem Weg glücklich und zufrieden sind.

Misserfolge: gibt es diese wirklich? Ich verstehe unter Misserfolgen, Erfahrungen, die mich auf meinem Lebensweg voranbringen. Es gibt immer einen Plan B. Alles ist eine Frage der Betrachtungsweise: wenn die Erwartungshaltung nicht mit Ergebnis übereinstimmt, gibt es Herausforderungen, die es zu lösen gilt, keine Probleme.

Damit bin ich auch bei meinem Lebensmotto: Ereignisse passieren in unserem Leben. Diese können wir nicht verändern. Wir können unsere Einstellung und uns selbst verändern, um das Beste daraus zu machen.

Die Gesellschaft definiert sich in der Regel über Materie und über die Abgrenzung von anderen. Diese Lebensweise teile ich nicht. Jeder Mensch lebt und ist ein persönliches Individuum. Menschen sind einzigartig. Personen zu verurteilen, diese zu beurteilen oder auch in eine Schublade zu stecken, ist mir nicht gegeben. Jede Persönlichkeit hat aufgrund ihrer Erfahrungen und Lebensweise eine für sie entsprechende Handlungsweise, die es vom Außen nicht zu verurteilen gilt.

Meine Persönlichkeit und meine Bedürfnisse stehen für mich an erster Stelle. Aus diesem Grund muss es mir auch in der Zusammenarbeit mit anderen Menschen für mich passen und beiden Parteien gut gehen.

Seit jetzt fast 20 Jahren arbeite ich nicht mehr im herkömmlichen Sinne, sondern folge meiner Berufung.  Seit dieser Zeit bin ich nicht mehr als Dienstleister tätig und bediene meinen Kunden, sondern diene meine Partner mit meinem Wissen. Unternehmertum bedeutet für mich eine Metaperspektive einzunehmen: Was tut mir geht? Was tut meinem Umfeld gut? Wie kann ich es ethisch und moralisch vereinbaren, wirtschaftlich zu arbeiten und trotzdem mit meinem Gegenüber kongruent zu sein, mit meinen Kunden und deren Mitarbeitenden.

Die Dankbarkeit und die erzielten Erfolge meines Gegenübers sind mein größtes Geschenk und auch meine größten Erfolge. Wenn es meinem Kunden gut geht, bin ich zufrieden.

Meditation, die Natur, das Leben im Hier und Jetzt, jeden Tag zu genießen sind für mich essentiell.

Wie ist die Karrieresituation für Frauen im Medizinbereich bzw. in der Zahnmedizin-Branche?

Es bestehen weiterhin große Chancen für Frauen in der Medizinbranche. Wie auch in vielen anderen Bereichen auch, befinden wir uns auch hier in einer Umbruchphase, da mittlerweile 80% der Studierenden weiblich sind.  Frauen benötigen Netzwerke für ihre persönliche Entwicklung und partnerschaftliche Unterstützung. Frauen reflektieren sehr oft ihre Handlungsweise und nehmen sich entsprechend partnerschaftliche Hilfe zur Seite, wenn das Gefühl aufkommt, auf der Stelle zu treten. Sie nehmen Scheitern oder auch Misserfolge oft persönlich.  Männer gehen ihren Weg und suchen die Ursache für ein Scheitern oder einen Misserfolg im außen. Vorrangig liebe ich es, Frauen voran zu bringen und ihnen den Rücken zu stärken.

Netzwerken ist sehr wichtig. Ich persönlich netzwerke sehr viel und bringe unterschiedlichste Menschen zusammen.  Sehr wichtig ist es auch, sich selbst treu zu bleiben, nicht im Außen, sondern im Innen zu sein.